Tiefthal liegt im Internet
Erste digitale Vorstandssitzung des Schriftstellerverbandes Thüringen
Das Internet. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2020. Eine Pandemie hat sich über die Welt gelegt und lähmt das öffentliche, namentlich das kulturelle Leben. Das ganze kulturelle Leben? Nein! Sieben Aufrechte habe sich widerständig in die Tiefen des Netzes begeben und an diesem 21. November Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal, seit sich Schriftsteller in Thüringen in einem Berufsverband organisieren, fand deren Vorstandssitzung ohne Händeschütteln und Umarmung, aber auch ohne Maske und dennoch völlig „safe“ statt.
Für Vorsitzenden Olaf Trunschke und seine teilnehmenden „Vorständigen“, nämlich Antje Babendererde, Ingrid und Ulf Annel, Dr. Frank Quilitzsch, Siegfried Nucke und Klaus Jäger gab es im virtuellen Tiefthal (in dem kleinen Erfurter Ortsteil finden sonst die Vorstandssitzungen statt) eine Menge zu bereden. Vor allen Dingen zum ohnehin spärlichen Haushalt des laufenden Jahres, der ebenfalls von den beiden Kultur-Lockdowns gehörig durcheinandergewirbelt wurde. Unter anderem wurde beschlossen, eine Anthologie zusammenzutragen, in der die schreibenden Verbandskollegen, man könnte auch sagen: die verbandelten Schreibenden, in Tagebuchauszügen, in Berichten oder Textcollagen davon Zeugnis ablegen, wie sie „Das gestohlene Jahr“ 2020 erlebt haben. Beraten wurde auch, wie es mit den wenigen geförderten Lesungen weitergehen soll und was im kommenden Jahr unter noch sehr unsicheren Bedingungen aus der traditionellen Manuskriptwanderung werden wird. Zumindest wurde der feste Wille bekundet, sich nicht davon abbringen zu lassen. Ein bisschen anwesenheits-determinierte Gemeinsamkeit sollte sich der Verband schon bewahren. Denn eins steht fest: Ein Weihnachtsessen oder gar eine Weihnachtslesung fallen 2020 aus. Natürlich wurden auch Aufgaben verteilt, Ehrenamt besteht schließlich nach wie vor aus wenig Ehre und viel Amt.
Im Dezember will sich der Vorstand noch einmal treffen – wieder ohne Maske und im Netz, dann aber mit einem Becher Glühwein in der Hand und weiteren guten Ideen im Kopf. (kj)